Rheingau Echo, 14. Juni 2018 - Artikel zur Premiere im Kiedricher Bürgerhaus

Tummelplatz der Charaktere und Schicksale

Rheingauer Mundartverein präsentierte „De wilde Jaab“ als gelungene Premiere

Kiedrich. (chk) – Viel Lob gab es für die Schauspielerinnen und Schauspieler des Mundartstücks „De wilde Jaab“, dem neuen Theaterstück des Rheingauer Mundartvereins, das im Kiedricher Bürgerhaus Premiere hatte. „Unser Regisseur Hartmut Schottler hat in seinem grenzenlosen Perfektionismus versucht, aus jeder Rolle das Beste rauszuholen und die Besetzung für jede Rolle optimiert“, sagt Ute

Langer, die die weibliche Hauptrolle der Elvira spielt. „Die Theaterproben waren zuweilen sehr anstrengend und forderten auch großen emotionalen Einsatz.“ Auf die Frage, wie sie sich in ihre Rolle eingefunden habe, antwortete sie: „Die Rolle Elvira ist mir relativ schnell ans Herz gewachsen. Diese

Loyalität meinem Retter Jaab gegenüber fiel mir nicht schwer, und so weit weg von meiner Persönlichkeit ist Elvira nicht, um mich mit Schicksalsschlägen abfinden und ein neues Leben durch den vermeintlichen Tod meines Martins beginnen zu können.“ 

 

Der im vergangenen Dezember verstorbene Lorcher Autor Alfred Becker hat das Mundartstück geschrieben und vor dem historischen Hintergrund des 17. Jahrhunderts angesiedelt. „Es kommt auch die Rheingauer Geselligkeit durch“, sagt Gerd Kremer, musikalischer Leiter, der die Lieder für den Zweiakter komponiert hat. Er hat noch im vergangenen Sommer mit Alfred Becker, besprochen, dass als gestalterisches Element die Lieder von einer Bänkelsänger-Gruppe dargeboten werden. Dadurch ist der gesangliche Vortrag, der die Handlung lustig und witzig nachkommentiert, geschickt in das dramaturgische Geschehen integriert. 

 

In den Wirren und Nachwirkungen des Dreißjährigen Krieges haben Jaab (Hubert Meckel) und Elvira zueinander gefunden, und Jaab gibt sie als seine Tochter aus. Sie lebt und arbeitet nun mit ihm in seiner Waldschenke am bewachten Grenzübergang am Rheingauer Gebück. „Elvira, du hast unsern Lade so richdich flott gemacht, es klappt alles“, lobt er seine „Tochter“, als sie sich zu Beginn des Stückes auf die Gäste einrichten, die an einem Tag wie diesem erwartet werden, denn es ist Markttag. Und schon bald wird die Bühne zum Tummelplatz der Charaktere und Schicksale. Im noch jungen Frieden des 17. Jahrhunderts schöpfen sie alle neuen Mut. Franz (Gisbert Keßler) ein verwitweter Winzer, hat ein Auge auf Jaabs Töchterchen geworfen. Er wäre durchaus eine gute Partie, und auch seinen Sohn, das Fränzchen, hat Elvira schon ins Herz geschlossen, wäre da nicht die Erinnerung an ihre ganz große Liebe namens Martin. Das Fränzchen wird souverän von Annsophie Fritz gespielt, die mit ihren 13Jahren die jüngste Darstellerin ist.

 

Auffallend selbstbewusst sind alle die Frauenfiguren in dem Stück, beispielsweise Kräuterfrau Hermine (Monika Albert), die ihr Metier zu verstehen scheint, und draußen viel mitkriegt. „Es komme Kerle“, kündigt sie Elvira an, die sofort fragt: „Was für Kerle? Wilddiebe, Schmuggler, klaane Gauner un Vachabunde?“ Schon kommt Willem, der Grenzwächter (Hans Dötsch), dazu und avisiert „dramatische

Ereignisse“. Von Gold sei die Rede gewesen. Das Verwirrspiel von Gesetzlosen und Gesetzeswächtern, Einsamen und Verliebten, Schmugglern und Genießern wird mehrmals angenehm unterbrochen und bereichert von den vier Bänkelsängern, Constanze Kremer-Blasius, Erika Mager, Thomas und Andreas Wenz, die singend und musizierend neue Nachrichten und Rheingauer Lebenslust verkünden.

 

So lernt das Publikum im Laufe des Stückes, Nannche (Meike Apitz-Spreitzer), die Marktfrau und Freundin Elviras, kennen, die Mutterfreuden entgegensieht, die sie dem Vater des Kindes noch beibringen muss. Bei dem Glücklichen handelt es sich um Heiner (HP Mayer), einen Wilddieb. Als Dubbes (Patrick Hellbach), ein Schmuggler, dazukommt, wird die Atmosphäre unangenehm. Ob Monsignore Molitor – gespielt von Markus Molitor, dem die Rolle geradezu auf den Leib geschrieben scheint – als Bischöflicher Geheimer Rat da helfen kann? Auf jeden Fall leitet er im zweiten Akt die Gerichtsverhandlung auf dem Marktplatz eines Rheingauer Städtchens, in der Jaab angeklagt wird. Hat er eine Goldkassette gestohlen oder sichergestellt? Mit dem Monsignore sind auch ein Korporal (Hans- Jürgen Schwab) und Moser, der Bischöfliche Gerichtsschreiber (Volker Nassenstein) im Dienst. Die Zeugen sind aufgebracht. Martin (Stefan Dries), ein Arzt, der sich als reisender Quacksalber ausgegeben hat, erkennt in Elvira seine geliebte Ella, und sie kann ihr Glück nicht fassen, dass ihr geliebter, totgeglaubter Martin doch lebt. Als ihr „Vater“ freigesprochen wird, ist ihr Glück unermesslich.

 

Zu verdanken hat Jaab den Freispruch auch der „welschen“ Wahrsagerin Raphaela (Claudia Augustini), die ihn als Giacomo in Welsch-Tirol kennen gelernt hat. „Der hatt‘ sich von de Soldate abgesetzt un sozesaache e‘ Friedenswerk uffgezooche“, berichtet sie. „Ei, er hat im Niemandsland en klaane Osteria, en Weinstubb uffgemacht. Un da is er wie en Art Dorf-Heiliche verehrt worn. Weil er immer des hatt, was es sonst nirchendwo gab.“ Auch was die Goldkassette angeht, gibt Raphaela den entscheidenden Hinweis. Mit der Goldkassette werden noch andere Geheimnisse gelüftet, die an dieser Stelle noch nicht verraten werden, denn der Mundartverein wird dieses Stück noch mehrfach aufführen. Für dieses Jahr sind bereits die Aufführungen im Bürgerhaus Oberwalluf am 15. September (19.30 Uhr) und am 16.

September (16 Uhr) geplant und in der Brentanoscheune am 13. Oktober (19.30 Uhr) und am 14. Oktober (16 Uhr).

 

Mit einigen Happyends, Musik und Tanz auf der Bühne endete die Rheingauer Mundart-Posse auf der Bühne. Das Publikum sang das letzte Lied mit: „Mir sind im Rheingau geboren, mir sin einzig und ohne Vergleich unn sin verliebt übber alle zwaa Ohre in unser klaanes Himmelreich“, heißt es darin. Lang anhaltenden stürmischen Beifall spendete das Publikum für die Akteure, die allesamt eine beeindruckende Leistung vollbracht haben. Auch bei den beiden Aufführungen nach der Premiere, ebenfalls im Bürgerhaus Kiedrich, war die Resonanz überaus positiv. Sehr authentisch und mit ihren

Rollen verwachsen brachten die Schauspielerinnen und Schauspieler den historischen Hintergrund mit Humor und Tiefgang rüber. „Die Akteure kommen aus dem ganzen Rheingau, von Kostheim bis Lorch, und jede und jeder bringt seine eigene Mundartfärbung mit, was originell und wertvoll ist für das Stück“, urteilte Monika Albert, die als Kräuterfrau Hermine die zweite weibliche Hauptrolle spielt und außerdem auch stellvertretende Vorsitzende des Mundartvereins ist. Als sehr angenehm habe sie auch die Einlagen der Bänkelsänger empfunden, die zu jener Zeit gehörten und wie ein „Tagblättchen“ Nachrichten auf musikalische Art unter die Leute brachten.

 

Zu Beginn des Stückes hatte Ulrike Neradt als Vorsitzende des Mundartvereins das Publikum begrüßt und allen an dem Stück Beteiligten und Mitwirkenden gedankt. Dazu gehörten neben dem Ensemble, Regisseur Hartmut Schottler und Gerd Kremer als musikalischem Leiter auch alle, die vor und hinter der Bühne zum Erfolg des Stückes beitrugen. Das waren Annelen Scherer als Souffleuse, Sabine Gapp in der Maske, Irmgard Voss für die Kostüme, Joachim Jakob für Tonund Lichttechnik, für das Bühnenbild Stefan Kristin und für die Bühnenskizze Michael Apitz. Mit einem Blumenstrauß als Zeichen des besonderen Dankes ehrte sie Ellen Apitz, die als Regieassistentin eine umfassende Allround- Verantwortung für die Organisation übernommen hatte. Auch Regisseur Hartmut Schottler betrat

nach dem Stück die Bühne, um dem ganzen Ensemble und allen Beteiligten für die gelungene Premiere zu danken. „Die Musik von Gerd Kremer hat dem Stück den richtigen Drive gegeben“, lobte er. Zum Schluss meldete sich noch Meike Apitz-Spreitzer zu Wort. „Das war seit 1984 das 20. Theaterstück des Rheingauer Mundartvereins – und Gisbert Keßler war bei allen 20 Stücken dabei“, hob sie hervor und erntete für ihn einen Extra-Beifall.

 

Der Artikel mit Bildern erschien im Rheingau-Echo (www.rheingau-echo.de). 



Mundartzeitung wiederbelebt

 

Aus dem Wiesbadener Kurier. „Rheingauer Gebabbel“ – wer kommt einem da als Erstes in den Sinn? Ganz bestimmt Ulrike Neradt, Erste Vorsitzende des Mundartvereins, die sich unermüdlich fürs heimische Idiom einsetzt. Es gibt Theater – aktuell wird wieder „En gude Jahrgang“ gespielt, und zwar am 24. und 25. April in der Brentanoscheune und am 10. Juli zum ersten Mal unter freiem Himmel im Staatsweingut in der neuen Kellerei.

 

 

Auch gibt es eine Neuauflage des „Rheingauer Gebabbels“, einer kleinen Zeitung, die vorerst zweimal jährlich erscheinen soll. Die zweite Ausgabe wird gerade vorbereitet und soll sowohl in dieser Woche zum Download auf der Homepage www.rheingauer-mundartverein.de bereitstehen als auch in diversen Geschäften, Buchhandlungen, den Filialen der Bäckerei Dries und anderswo ausliegen. Schon in den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts hatte es einige Ausgaben gleichen Titels gegeben. „Aber wie das so ist“, sagt Ulrike Neradt, irgendwann schlief das Ganze ein.

 

Große Resonanz

 

Ein Aufruf im vergangenen Jahr an alle Rheingauer Hobby-Mundart-Schreiber, unter dem Motto „Noch en Dutt voll Micke“, aus dem ein Buch werden sollte, erfuhr große Resonanz. Hunderte sandten ihre Gedichte und Geschichten sowie auch Rezepte in Mundart ein. „So viele konnten wir gar nicht ins Buch nehmen“, erzählt Neradt. Deshalb wird das „Rheingauer Gebabbel“ wiederbelebt.

Nun erscheint das kleine Heft mit 16 Seiten bereits zum zweiten Mal. Es wird kostenlos ausgegeben, die Druckkosten sind dank Anzeigenkunden und Sponsoren gedeckt. „Und der Aufruf bleibt bestehen: Wir möchten weiter Ihre Rezepte, Ihre Gedichte und Geschichten lesen“, wünschen sich Ulrike Neradt und ihre Mit-Redakteure Helga Simon, Herbert Michel und Gestalter Oskar Wiffler. Besonders spannend fänden sie es, wenn sich der ganze Rheingau („besonders die Gegend um Lorch fehlt uns“) beteiligen würde. Denn dann könne man einzelne Mundart-Spezialitäten miteinander vergleichen.

Mundart wird hauptsächlich von der älteren Generation gesprochen, doch es ist dem Verein ein großes Anliegen, dass sie nicht in Vergessenheit gerät. In der Tradition der Gründerin des Vereins, Hedwig Witte, soll der Dialekt hochgehalten werden. Das Magazin umfasst indes auch Beiträge auf Hochdeutsch, sagt Ulrike Neradt. Schließlich sollen auch Touristen etwas damit anfangen können.

Die erfahren in der neuen Ausgabe dann zum Beispiel etwas über den Spundekäs, die Eltviller „Turnhall“, den Dichter „de Diedeberjer Phillip“ oder „de Kunstbanaus“. Immer soll auch ein Porträt eines Rheingauers enthalten sein, dieses Mal ist es „de Müller Walder“. Gespannt ist die Redaktion auf neue Einsendungen, zu denen ausdrücklich aufgerufen wird. „Für ein Heft haben wir noch genug Material, aber es ist uns alles willkommen“, versichert Ulrike Neradt. 

"Unser Mundart derf niemols baade gehn"

Besucherrekord bei der 17. Mundartmatinée am Scharfenstein zu Ehren von Hedwig Witte

 

Aus dem Rheingau Echo. (mh) – Mit weit über 600 restlos begeisterten Besuchern verzeichnete die 17. Mundartmatinee des Rheingauer Mundartvereins zu Ehren der Mundartdichterin Hedwig Witte einen Besucherrekord. Fast drei Stunden präsentierten die spielfreudigen Akteure von "hibbe und dribbe" des Rheins ein in vielen Teilen fernsehreifes bunt gemixtes Feuerwerk aus Gedichten, Vorträgen und Gesangsdarbietungen.

Die Mitglieder der Kiedricher Freiwilligen Feuerwehr waren schon am frühen Morgen ins Schwitzen gekommen, denn sie hatten vorsorglich mehr Tische und Bänke als im vergangenen Jahr aufgestellt. Wer dennoch keinen Platz gefunden hatte, mußte jedoch nicht fortgehen, denn auch der Rasen auf dem Scharfensteinplateau lud zum Verweilen ein, so daß sich dem Betrachter das Bild eines riesigen Gartenfestes vermittelte.

"Ich danke dem Rheingauer Mundartverein mit ihrer Vorsitzenden Ulrike Neradt für die Fortsetzung einer Tradition in Erinnerung an unsere Heimatdichterin Hedwig Witte, die vor 17 Jahren mit der ersten Mundartmatinée begann", hatte Bürgermeister Winfried Steinmacher die Besucher begrüßt. Dem stetigen Engagement des Vereins sei zu verdanken, daß die Rheingauer Mundart sorgsam gepflegt und in ihrer Ursprünglichkeit den Nachkommen weitergeleitet wird. Diese großen Verdienste hat, so Steinmacher, die Gemeinde Kiedrich mit der Verleihung der Kulturplakette 2008 an den Mundartverein als höchste Auszeichnung für einen Verein gewürdigt.

Zuvor hatte Dorfbüttel Gisbert Kessler mit Original-Utensilien aus dem Rheingauer Volksstück "Die Hallgartener Jungfer" von Hedwig Witte, wie Pickelhaube und Säbel, mit einem Prolog aus diesem Stück die Gäste begrüßt: "Alleh – Schluß mit dem Geschwätz, hockt Euch hordisch uff die Plätz. In die Händ gespuckt und draa, Vorhang uff! Mir fange aa". Das war denn auch das Signal für Ulrike Neradt, mit dem vergnüglichen kunterbunten Programm zu starten und alle Anwesenden gesanglich einzuladen, mit ihr auf der Riesling-Route den Rheingau kennenzulernen.

Keinesfalls ein Liedchen, wie von ihrer Tochter Ulrike angekündet, "trällerte" Rosemarie Seyffardt. Die Grande Dame des Rheingauer Mundartvereins wird in Kürze 83 Jahre und verfügt nach wie vor über eine Stimme, die in ihrer Dynamik und Ausdruckskraft in diesem Alter ihresgleichen sucht: Begleitet von Gerd Krämer sang sie "Rheingauland, Weinbauland" und erhielt wohlverdienten Beifall als Künstlerlohn. "Da sieht man, daß der Rheingauer Wein jung und frisch hält", kommentierte Ulrike den gelungenen Auftritt.

Nicht zu kommentieren ist der Auftritt der neuen Mundartstars, Bürgermeister Manfred Kohl aus Walluf und Winfried Steinmacher aus Kiedrich, denn die beiden Rheingauer Buben hatten keinerlei Mühe, dem Auditorium im Rahmen eines "Crash-Kurses" die für die Verständigung zwischen "Haageloffene" und Einheimischen wichtigsten Vokabeln einzubleuen. Wer gut zugehört hatte, weiß jetzt, daß mit "Perkel" eine "Traube" gemeint ist und daß der "Weinbergspfahl" im Rheingau "Stickel" heißt.

"Ob wir links oder rechts des großen Stromes wohnen, sind wir doch alle Kinder des Rheins", stellte Mundartautor Alfons Molitor aus Gau Algesheim zunächst einmal klar, daß es für die Bewahrer der Mundart keine trennenden Grenzen gibt. Sehr zur Freude seiner Zuhörer verriet er, wie er als kleines Kerlchen überlegt seine fünf Pfennige Kerbegeld investiert, und wie er mit viel Geschick für einen Pfennig gleich zwei Zuckerstücke ergattert hatte.

Mit Stefan Dries aus Rüdesheim und Rick Shayen aus San Francisco stand ein Paar als neue Mundartgeneration auf der Bühne, das dem Auditorium die Integration von Ausländern auf Rheingauer Art erklärte. Daß diese hervorragend gelungen ist, bewies der Text ihres rheingau-amerikanisches Liedes "Hey, mir leben im Rheingau, ein Platz den unser Herrgott schuf".

Es war gut, daß die Besucher reichlich Wein auf ihren Tischen stehen hatten, denn der von Herbert Michel servierte trockene Humor mußte immer wieder gut verdaut werden. Er hatte in einem weiteren Mundart-Kurs unter anderem am Buchstaben "A" wie Abee oder Ritzamba die mundartlichen Unterschiede zwischen dem oberen und unteren Rheingau deutlich gemacht und eine Kerze für den Chambes angezündet, "der im Kriesch gefalle, "pardon, die Trepp runner gefalle ist".

 

Lust auf Blutwurst

 

Nachdem Michel bei der letzten Mundartmatinée Blutwurstringel ins Publikum geworfen hatte, servierten ihm Monika Albert und Gerd Kremer in diesem Jahr lediglich "Lust auf Blutwurst".

Mit Karl Rudolf Hornberger aus Bad Kreuznach stand erstmals ein Mundartautor und Kolumnist auf der Scharfenstein-Bühne, der auf "der Ebsch-Seit" bestens als "Hombes" bekannt ist. Er präsentierte sich als gutmütiger Mensch, "solange mich die annern in Ruhe lassen" und riß mit humorvoll gewürzten Alltagserlebnissen, wie vom "spitzgedacktelten Windhund Emma" die Gäste immer wieder zu Lachensalven hin.

"Gott sei dank gibt’s Kinner, die sich für unsere Mundart begeistern", freute sich Ulrike Neradt über den Auftritt der Schlappmäulcher Elena Jakob, Anna Apitz und Katharina Apitz. Der Nachwuchs begeisterte unter anderem mit einem Ausschnitt aus dem Musical "Die Traubekinnerscher", das Gerd Kremer geschrieben hat.

Daß "Harley-Rocker" Paul Dries nicht nur Brötchen backen sondern auch pikant gewürztes "dummes Zeuch" produzieren kann, merkten die Zuhörer schnell an ihren zuckenden Lachmuskeln, wie beim Song mit dem Refrain: "Wenn die Mamma und de Babba baade, muß ich halt waade". Aber unsere Mundart, fügte er hinzu "derf niemols baade gehn". Dem stimmte Neradt sofort zu und rockte mit einer Hommage an den Rheingau als "heißer Ofen" über die Bühne.

"Sprachkünstler" Karl Heinz Wahl begeisterte auch in diesem Jahr mit seinen gag- und geistreichen Eltviller Familiengeschichten mit einem "frühen Fall von Ehegattensplitting". Von "Horst Kevin aus Kiedrich" habe er erfahren, "daß Fräulein Elfriede beim Ausflug mit einem blauen Auge am linken Knie davon gekommen ist". Szenenapplaus bewies, daß seine Vorträge humorvoll feingewürzte Volltreffer waren.

Obwohl Herbert Völkner aus Nierstein erstmals auf der Scharfensteinbühne stand, hatte er sofort das Publikum erobert und konnte sich über Zugaberufe freuen. "Ich hol mo ruff", "Rheinhessischer-Hügelland-Jodler" und "Hey Du do, was macht’s denn Du do?" waren seine Lieder zur Gitarre, bei denen sich die Zuhörer vor Lachen immer wieder schüttelten.

Seit Ulrike Neradt mit Frank Golischewski zusammenarbeitet, hat sich ihr musikalisches Repertoire stark erweitert. Im September wird sie im Musical "Frisch und munter" in Mainz auf der Bühne stehen und auch das "Paradies Moritzthal" besingen. Ein Lied, das sie für die Mundartmatinée flugs in "Paradies Martinsthal" umbenannt hatte und das sich als eine Hommage an ihren Geburtsort erwies.

Vor dem abschließenden großen Finale aller Akteure mit Liedern aus dem "Treidel Julche" und dem inzwischen bei der Mundartmatinee zur Nationalhymne erhobenen "Sträußje am Häusje" hatte Gerd Kremer das Auditorium mit dem "Handkäs-" und dem "Blitze-Blau-Blues" noch einmal richtig aufgemischt und zum Mitsingen animiert.

Bestens gelaunt, kauften die Gäste anschließend "Grimms Märchen in Rheingauer Mundart", zumal die Veranstaltung kostenfrei ist.